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Knoster war „schon immer“ dabei

Zuletzt aktualisiert am 2. Juli 2022

Nachruf: Aero-Club Butzbach e.V. trauert um Gründungs- und Ehrenmitglied Wilfried Vahrenholt

Wenn Technologie und Fortschritt um sich greifen kommt man irgendwann unweigerlich zur Frage, wie manches früher funktionierte. Beim Aero-Club Butzbach gab es bisher einen, der darauf immer eine Antwort wusste und dem alte und junge Fliegerkamerad:innen gleichermaßen gerne zuhörten: „Knoster“ – wie Wilfried Vahrenholt am Flugpatz liebevoll genannt wurde.Schließlich war der gelernte Schnitt- und Stanzwerkzeugmacher, Autoschlosser und Büchsenmacher, wie er selbst sagte, „schon immer“ dabei.

Sowohl als Gründungsmitglied des Aero-Club Butzbach e.V. am 14. Juni 1950 wie auch bei der Gründung des Deutschen Aero-Club e.V. am 3. August 1950 in Gersfeld. Im Verein engagierte er sich im Laufe der Jahre außerdem als Windenfahrer-Ausbilder und Motorseglerwart. Beruflich war Wilfried 35 Jahre im In- und Ausland auf Montage und hat Wasseraufbereitungsanlagen gebaut.

Seine fliegerische Laufbahn startete bereits 1938 in der Flieger-HJ (vormilitärische Ausbildung), als mit dem „Zögling 33“ in Nidda die ersten „Luftsprünge“ gemacht wurden. Diese dauerten meist nur wenige Sekunden. Dafür wurde die lange und umständliche Anfahrt in Kauf genommen und den ganzen Tag bergab und bergauf gelaufen, um den Flieger wieder zum Startpunkt zu schleppen.

Sein „Deutscher Segelflieger-Ausweis“ wurde am 5. Januar 1942 ausgestellt. Im Laufe der Jahre hat Knoster 27 verschiedene Flugzeugtypen geflogen. Am liebsten sein „Grunau Baby III“ von 1956, eines der meistgebauten Segelflugzeuge der Welt, mit dem er gemeinsam mit Miteigner Falk Bost regelmäßig bei Oldtimertreffen anzutreffen war. Über 3.800 Starts und 2.300 Flugstunden sind in seinen insgesamt 7 Flugbüchern bis 2011 dokumentiert.

Sein nach eigener Aussage schönster Flug führte ihn im Jahr 1966 mit einer K6 (einsitziges Segelflugzeug in Holzbauweise) von Butzbach nach Neufchâteau (Frankreich) – ein Zielstreckenflug über 335 km in 6 Stunden 50 Minuten zur Erlangung des „Diamanten“.

Doch nicht nur aus der Fliegerei konnte Wilfried Vahrenholt spannendes berichten:
Während seiner Tätigkeit als Maschinist im Butzbacher Artilleriedepot im Jahre 1950 erstellte er ein Modell einer 105 mm Feldhaubitze. Dieses Modell wurde am 21. April 1950 von dem US-Armee-Sekretär dem damaligen US-Präsidenten Harry S. Truman geschenkt.

In den darauffolgenden zwei Jahren wurde das Modell im Büro des Militärberaters des Präsidenten, Generalmajor Harry Vaughan, im Weißen Haus in Washington D.C. ausgestellt. Im Januar 1953 wurde das Modell nach Independence, Missouri, geschickt, wo es schließlich zusammen mit einem Foto von ihm Teil der Museumssammlung der Harry S. Truman Bibliothek wurde.

Auch in den letzten Jahren war „Knoster“ ein oft und gerne gesehener Gast am Flugplatz und genoss es, erst selbst und später als Co-Pilot mit den Butzbacher Fliegerkamerad:innen in die Luft zu gehen.
Am 09.02.2001 wurde er vom Aero-Club Butzbach e.V. zum Ehrenmitglied ernannt.
Ohne sein geliebtes Grunau-Baby hat „Knoster“ am 29. April im Alter von 97 Jahren seine letzte Reise angetreten. Die Mitglieder des Aero-Club Butzbach e.V. werden ihn und seine Verdienste für den Verein in bester Erinnerung behalten.